Vorwort
Warum ausgerechnet so was philosophisches? Bestimmt nicht weil ich in Ethik so gut war. Nein, einfach aus Spaß am Denken. Eine Überlegung die mir so einfach mal irgendwann durch den Kopf geschossen ist. „Die Gegenwart kann gar nicht existieren!“
In einem Anfall geistiger Umnachtung habe ich meine Überlegung zu „Papier“ gebracht, besser gesagt, darauf hingewiesen, dass ich eine solche Theorie mit mir herumschleppe. Dabei kam ich auf die Idee, eine „Ausschreibung“ auf meinem Blog zu starten – wer möchte dass ich dieses Gedankenspiel zu Papier bringe, der sollte mir eine Email schreiben. Weibliche Leserinnen – von denen ich nicht einmal ahnte – waren aufgefordert, Nacktbilder (eigentlich von sich selbst) einzusenden, um eine Veröffentlichung zu „erkaufen“. Etwa fünf Stunden nach Veröffentlichung der Aufforderung befand sich tatsächlich eine Email in meinem elektronischen Postkasten, richtig beschriftet und mit Anhang.
Und da ich dazu neige, meine Versprechen einzulösen, solange ich es kann, folgt nun die Erklärung.
Begriffsklärungen
Bevor ich damit beginne, haarsträubende Theorien aus dem Ärmel zu schütteln, vorab eine kleine Begriffsklärung und ein paar einleitende Worte zum Thema.
Vergangenheit ist die Zeit vor der Gegenwart
Gegenwart ist das zeitliche Jetzt (zwischen Vergangenheit und Zukunft) sowie das räumliche Hier. Sie setzt ein Subjekt voraus, das bestimmte Raum-Zeit-Koordinaten als seine Gegenwart und Personen und Objekte darin als gegenwärtig wahrnimmt und definiert. Der Zeitrahmen der Gegenwart beträgt psychologisch betrachtet circa 3 Sekunden.
Zukunft ist die Zeit nach der Gegenwart.
Unter der Gegenwart versteht man häufig eine größere Zeitspanne die von einer Sekunde bis zu einem Jahrzehnt ausgelegt werden kann. Synonym zum Begriff der Gegenwart wird auch „zeitgenössisch“ verwendet. Dieses ist besonders im Bereich Kunst und Kultur gebräuchlich. Die Literatur der Gegenwart ist auch „zeitgenössische Literatur“.
Allerdings soll es in dieser Abhandlung nicht um diese Interpretation der Gegenwart gehen, sondern um die die eigentliche Bedeutung der Gegenwart:
die Gegenwart als kleinster Punkt der Zeit.
von der Mathematik...
„Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich
und vermöge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung
auf irgendeinen äußeren Gegenstand.“
-Isaac Newton, 1687
Die Zeit wird im allgemeinen als eine lineare Funktion betrachtet. Sie beschreibt eine gleichförmige Bewegung. Sie ist die Grundlage für Geschwindigkeitsrechnungen jeglicher Art. Ob es um atomaren Zerfall oder die Geschwindigkeitsmessung im Auto geht, ohne eine konstante Richtgröße wäre nicht von alledem berechenbar.
Eine lineare Funktion lässt es zu, an einer beliebigen Stelle eine Tangentensteigung zu ermitteln, das heisst, rechnerisch zu bestimmen, „in welche Richtung der Punkt zeigt“. Dass dieses zwar rechnerisch möglich, aber rational gesehen einfach eine Unmöglichkeit darstellt, sei dahingestellt. Fakt ist, dass in diesem einen Punkt, betrachtet man ihn losgelöst von seiner Funktion – und das tut man bei der Differenzierung – keine Information über seine Richtung vorliegen kann. Es gibt keine.
Nun mag jemand, der im Unterricht aufgepasst hat, sagen: „Aber es wurde uns doch erklärt: Die Steigungswerte resultieren aus der Annäherung zweier unwahrscheinlich dicht nebeneinanderliegenden Punkte auf dem Graphen“. Sicherlich richtig. Aber bildet man den Wert der Steigungsfunktion an einem beliebigen Punkt x des Ursprungsgraphen, existieren keine zwei angenäherten Punkte. Die geführte (und bewiesene) Rechenoperation ist haltlos – ein durch und durch theoretisch ermittelter Wert.
...zur Zeit
Folgt man diesem Schluss und überträgt ihn auf die Zeitrechnung, die ja eine lineare Funktion ist, und nimmt an, dass die Gegenwart ein Punkt auf dieser Funktion sei, kann dieser Punkt keinerlei „Richtungswillen“ aufweisen, der zeigen würde, dass die Funktion von der Vergangenheit in die Gegenwart läuft. Genauso wenig kann dieser Punkt weder das Gegenteil aussagen, noch irgend etwas anderes. Gäbe es also die Gegenwart, wäre das ein Stillstand der Zeit, das Ende jeglicher Existenz. Ein Stillstand der Zeit wäre gleichbedeutend mit einem Stillstand der Elektronen, die um die Atomkerne rasen, was wiederum jegliche Materie (und Antimaterie) kollisieren und kollabieren ließe. Dieses wiederum würde, wie bereits erwähnt, das Ende jeglicher Existenz bedeuten.
Ein weiterer Punkt, der für die Nichtexistenz der Gegenwart spricht, ist die Unmöglichkeit, auch nur eine kleinste Handlung in der Gegenwart als kleinstem Punkt der Zeit zu vollenden. Nicht einmal einen kleinsten Gedanken kann man fassen, ohne dass er, während er gedacht wird, auch schon Vergangenheit ist. Ganz zu schweigen von einer körperlichen Aktion, die zuerst im Kopf, dann im Körper voranschreitet und sich damit sowohl (im Kopf) in der Vergangenheit befindet, als auch (im Kopf) in der Zukunft
q.e.d.